Der Begriff KiMiss ist eine Wortschöpfung aus den Begriffen KindesMisshandlung oder KindesMissbrauch und wurde ursprünglich als Name für ein Forschungsprojekt gewählt, das den Begriff Kindeswohl unter hochstrittiger Scheidung oder Elterntrennung untersuchte (KiMiss-Projekt der Universität Tübingen). Hochstrittige Elterntrennungen können im Extremfall Formen von Kindesmisshandlung oder Kindesmissbrauch nach sich ziehen. Oft werden in diesem Zusammenhang Begriffe wie 'emotionaler Kindesmissbrauch' oder 'psychische Kindesmisshandlung' gebraucht. Der gemeinsame Nenner dieser Problematik ist, dass es nicht erst körperliche oder sexuelle Gewalt braucht, um Misshandlung oder Missbrauch zu erzeugen. Ein Begriff, der in Deutschland seit langem Kontroversen erzeugt ist in diesem Zusammenhang der Begriff 'Kindeswohlgefährdung'.
Viele solcher Begrifflichkeiten verwenden ja/nein-Konzepte (z. B. liegt vor / liegt nicht vor), obwohl dies kein geeigneter Ansatz ist, weil sich die Natur des Problems auf einem Kontinuum von Ausprägungen bewegt. Elternkonflikte können ein sehr breites Spektrum ausfüllen und sich von 'eher schwach' bis hin zu 'sehr schwerwiegend' ausprägen. Dies betrifft auch die möglichen Folgen solcher Elternkonflikte, zum Beispiel Eltern-Kind-Entfremdung, Formen der Beeinträchtigung eines Kindes, bis hin zu Formen von Misshandlung und Missbrauch. Ein konzeptioneller Ansatz sollte das Problem also allgemeiner formulieren.
Die KiMiss-Methodik verwendet den Ansatz, dass nicht nur Elternkonflikte durch ein kontinuierliches Maß beschrieben werden müssen, sondern auch die Kindeswohl-abträglichen Folgen. Bei dem Begriff 'Kindeswohl' handelt es sich eigentlich - und dies wurde lange nicht realisiert - um ein Konzept kindlicher Lebensqualität, und diese lässt sich auf einer kontinuierlichen Skala beschreiben, wie es für Lebensqualitätskonzepte üblich ist. Es braucht im Wesentlichen also eine Skala, die in der Lage ist, das Kontinuum von Elternkonflikten abzubilden auf ein Kindeswohl-Maß, das ebenfalls kontinuierlich behandelt wird. Das Ergebnis der methodischen Entwicklungen führte zur Skala eines Verlusts von Kindeswohl, der unter Zuhilfenahme von Lebensqualitäts-Methoden als prozentualer Verlust von Kindeswohl beschrieben wird. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter der Seite Wissenschaft.